Wie hältst du's mit der Authentizität?

Eine Unternehmensphilosophie ist die eine Sache, eine zugekaufte Kampagne von der Agentur eine andere. Und dann gibt’s da ja noch Moden, Trends und den Mitbewerb. Wie, bitteschön, soll man da authentisch bleiben? Wir haben uns bei UnternehmerInnen und Marketingprofis aus unterschiedlichen Branchen umgehört, wie sie den Spagat zwischen Form und Inhalt schaffen.

Das sagen UnternehmerInnen und Marketingsprofis

Kein Urlaub von der Stange – Reisen als authentisches Erlebnis mit Weltweitwandern
Authentizität zieht sich bei uns durch alle Bereiche. Die ist bei uns im Leitbild festgeschrieben. Nicht nur ich im Marketing richte meine Arbeit danach aus, sondern jeder einzelne Mitarbeiter im Reiseteam. Das fängt bei der Konzipierung neuer Reisen an, wo wir darauf achten, dass diese ein authentisches Erlebnis werden. Unser Geschäftsführer Christian Hlade überprüft das dann auch, in dem er zu den verschiedenen Destinationen reist. Und jeder und jede im Team ist angehalten, dies auch zu tun. Zwei mal im Jahr unternehme ich quasi eine Dienstreise zu unseren Destinationen, um zu überprüfen, ob das Produkt so noch stimmt. Ob es das ist, was wir versprechen.
Nina Kraxner, MA / Marketing & Kommunikation bei Weltweitwandern


Der notwendige Blick von außen und überhaupt …
Externe Dienstleister wie z.B. eine Agentur bringen den notwendigen Blick von außen. Insofern können auch Agenturen, die es mit der Authentizität ehrlich meinen, einen wichtigen Beitrag leisten.
Authentizität zieht sich ja durchs ganze Leben, im persönlichen Auftreten, in der Arbeit usw. Das ganze Leben ist auf Harmonie abgestimmt und aufgebaut und Authentisches setzt sich immer durch. Alles andere scheitert über kurz oder lang.
Manuel Komosny, Direktor Marketing & Sales Burg Lockenhaus

 

Alle möchten Start up sein:
Zur Zeit sind Innovation-Start ups total in. Und die haben eine ganz andere Identität und Art zu kommunizieren. Ich glaub schon, dass momentan viele klassische Unternehmen versuchen, das zu imitieren und sich dem anzupassen. Es wird aufgrund der Digitalisierung und der technischen Möglichkeiten auch immer einfacher und gelingt immer schneller, sich hier neu zu präsentieren. Ob das auch immer authentisch ist ...
MMag. Raphaela Seinfeld, MBA, Abteilungsleiterin Innovation- und Produktmanagement Energie Burgenland

 

Mehr als nur Ketchup – Das Erfolgsrezept von Felix Austria
Authentisch sein ist die Zielsetzung. Wir haben eine Vision und trachten danach, dass wir diese Vision mit Leben erfüllen – das heißt Produkte entwickeln, die dieser Vision entsprechen und über Mitarbeiter verfügen, die diese Vision teilen. Damit hoffen wir authentisch zu sein.
Die Agenturen, die uns dabei betreuen, sind Partner. Wir sehen diese als Teil des Ganzen. Deshalb wechseln wir unsere Agenturen auch nicht. Ich erwarte mir, dass sie sich Gedanken machen, dass sie wissen und verstehen, was wir wollen, was unsere Vision ist und dass sie sich einbringen mit ihrem Know How, dass sie uns challengen, so wie wir sie challengen. Dass dies, was dabei rauskommt, authentisch ist, ist nur ein Folge davon.
Mag. Peter Buchauer, CEO Felix Austria

 

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte und noch viel mehr:
Ich bin immer vorsichtig, wenn ich Fotos von Wellness-Einrichtungen sehe, die bei Nacht gemacht worden sind. Da muss scheinbar was versteckt werden. Eigentlich ist das ja die Stärke einer Wellness Einrichtung: Natur pur, in einer schönen Landschaft eingebettet. Und wenn ich da einen Gebäudeteil sehe, der beleuchtet in der Nacht gezeigt wird …
Mag. Gernot Deutsch, GF der Heiltherme Bad Waltersdorf GmbH & Co KG

 

Ein Mann, der als authentische Marke ein ganzes Unternehmen prägt
Jeder Auftritt bei einem Spatenstich, bei einer Gleichenfeier, bei einer Wohnungsübergabe etc. ist eine Marketingmaßnahme, die ich nutze, um zu erzählen, wofür wir als OSG stehen. Und natürlich bring ich da meine ganze Persönlichkeit ein. Die Leute wissen, woran sie bei uns sind.
KommR Dr. Alfred Kollar, Obmann Oberwarter Siedlungsgenossenschaft

 

Gibt es eine Tendenz zu Oberflächlichkeit?
Wir haben uns mit der FH Campus 02 in Graz und der Firma Team 7 zusammengetan, um unsere Kunden näher unter die Lupe zu nehmen. Wer sind unsere Kunden, wie denken und ticken sie und haben daraus Kundenprofile gezeichnet und Personas entwickelt, um unsere Hauptkerngruppen richtig zu verstehen und darauf die Kommunikation und die Produktlösung aufzubauen.
Und diese angesprochene Tendenz ist speziell bei der klassischen Jungfamilie aufgetaucht, die wir heute zwischen 30 und 40 definieren. Das ist eine wichtige Kundengruppe für uns. Die haben vielfach eine akademische Ausbildung, den ersten Karriereschritt schon gemacht. Wollen nun eine Familie gründen und ein Nest bauen. Bei den Personas ist herausgekommen, dass sie auf Marken und Qualitätsprodukte großen Wert legen, dass sie gerne echte Dinge um sich haben, aber im Zweifelsfall entscheiden sie sich für „Wohnjournal-schön“. Trendig, aber nicht authentisch.
Daniel Zettl-Gottmann, Leitung Produktentstehung und Marketing bei Weitzer Parkett